Allgemeine Informationen zum Berufsorientierungsprogramm

Das Berufsorientierungsprogramm richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab der siebten Klasse. Erst erkunden sie in einer Potenzialanalyse ihre Stärken, dann testen sie in den Werkstatttagen/praxisorientierten BO-Tagen verschiedene Berufsfelder aus.

Schülerinnen und Schüler zusammen mit einem Ausbilder an einer Werkbank.
Schülerinnen und Schüler an der Werkbank zusammen mit einem Ausbilder während der Werkstatttage des BOP. © BIBB/BOP, Fotografin: ANNEGRET HULTSCH Photography

Viele Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich im Berufsorientierungsprogramm (BOP) zum ersten Mal mit der Frage: „Was will ich später beruflich machen?“ Genau das ist das Ziel des Programms: die jungen Menschen anregen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dies geschieht nicht im stillen Kämmerlein, sondern in echten Praxisräumen. Hier können die Jugendlichen austesten, worin sie gut sind und was ihnen Spaß macht.

Bei ihrer Teilnahme am BOP entwickeln viele Jugendliche Ideen, in welche berufliche Richtung sie einmal gehen möchten – und was das passende Praktikum für sie wäre. Und zwar nicht, weil der Praktikumsbetrieb um die Ecke von Zuhause liegt – sondern weil es möglicherweise der erste Schritt zum eigenen Wunschberuf ist.

Das BOP ist inklusiv, denn es geht auf die unterschiedlichsten individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen ein. Die Konzepte sind so geschneidert, dass sie allen Schülerinnen und Schülern von Gymnasien bis hin zu Förderschulen gerecht werden.

Fakten zum Berufsorientierungsprogramm

Das Programm zur "Förderung der Berufsorientierung in überbetrieblichen und vergleichbaren Berufsbildungsstätten" – kurz Berufsorientierungsprogramm – wurde im Jahr 2008 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufen. Bis Dezember 2023 wurden Zuschüsse in Höhe von rund 852,7 Millionen Euro bewilligt. Damit werden im Zeitraum 2008 bis Sommer 2024 über 2,1 Millionen Schülerinnen und Schüler erreicht. Über 300 Bildungsstätten mit mehr als 3.000 Schulen sind bundesweit als Kooperationspartner am BOP beteiligt.

Die Betreuung des Programms erfolgt durch die Programmstelle Berufliche Orientierung im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Das Programm bestand bis 2022 aus den Instrumenten Potenzialanalyse und Werkstatttage. Mit der Umsetzung der neuen Förderrichtlinie 2022 (gültig ab Antragsrunde 2023) wurden aus den „Werkstatttagen“ „praxisorientierte Tage Beruflicher Orientierung“ (kurz: praxisorientierte BO-Tage).

Das Berufsorientierungsprogramm als Teil der Initiative Bildungsketten

Der pädagogische Ansatz und die Instrumente des Berufsorientierungsprogramms Potenzialanalyse und Werkstatttage/BO-Tage bilden die ersten Glieder der bundesweiten Initiative Bildungsketten , die jungen Menschen in Deutschland einen reibungslosen Übergang von der Schule in den Beruf ermöglichen will.

Zur Verwirklichung der Bildungsketten schließen Bund, Länder und die Bundesagentur für Arbeit landesspezifische Vereinbarungen zum Übergang Schule-Beruf ab. Darin verzahnen die Partner ihre Förderangebote auf der Grundlage eines Gesamtkonzeptes des jeweiligen Landes. Ziel ist, kohärente Strukturen in der Beruflichen Orientierung und im Übergang Schule-Beruf zu schaffen, die alle Jugendlichen individuell fördern und den Fachkräftenachwuchs der Wirtschaft sichern. Die Lösungen – auch die Umsetzung des BOP – sind jeweils landesspezifisch und an die Schulstrukturen angepasst.

Instrument 1: Stärken erkunden in der Potenzialanalyse

Zwei Schüler bei einer Übung der Potenzialanalyse. Kugelbahn aus Papier.
© BIBB/BOP, Fotografin: ANNEGRET HULTSCH Photography

In der Potenzialanalyse erkunden die Schülerinnen und Schüler ihre Stärken. Sie legt junge Menschen nicht auf eine bestimmte berufliche Richtung fest, sondern öffnet ihren Blick für Möglichkeiten. Die Potenzialanalyse ist ein ausgewogener Aufgabenmix mit  praxisbezogenen Einzel- oder Gruppenaufgaben und einer Reflexion bisheriger Erfahrungen im Hinblick auf berufswahlbezogene Fähigkeiten und Interessen. Der stärkenorientierte Ansatz steigert das Selbstbewusstsein und die Bereitschaft, Verantwortung für die eigene berufliche Zukunft zu übernehmen. Die Erkenntnisse aus der Potenzialanalyse können den Schülerinnen und Schülern auch hilfreich dabei sein, die für sie passenden Berufsfelder für die darauffolgenden Werkstatttage/ BO-Tage auszuwählen.

Mehr Informationen zur Potenzialanalyse

Instrument 2: Berufe entdecken in den Werkstatttagen/BO-Tagen

In einer Werkstatt, im Büro oder am Pflegebett selbst aktiv werden – genau das dürfen die Schülerinnen und Schüler während der Werkstatttage/BO-Tage. Zum Beispiel eine Truhe schreinern, eine Marketing-Kampagne planen oder ein Kleidungsstück nähen. Neben Handwerk und Technik können sie auch Kaufmännisch-verwaltende oder sozial- und pflegerische Berufsfelder erkunden.

Die Werkstatttage/BO-Tage des Berufsorientierungsprogramms finden nicht in Betrieben, sondern in überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS) oder vergleichbaren Einrichtungen statt. Diese bieten mit ihren Lehrwerkstätten eine ideale Lernumgebung..

Der Unterschied zu einem Praktikum: Die Jugendlichen stehen nicht „daneben“ und schauen den Mitarbeitenden ihres Praktikumsbetriebs bei der Arbeit zu, sondern sie sind selbst aktiv. Und da sie es sind, die in den Werkstatttagen/BO-Tagen im Mittelpunkt stehen – und nicht etwa laufende Produktions- oder Geschäftsprozesse – können sie sich in geschütztem Raum selbst ausprobieren. Dabei steht ihnen stets ein erfahrener Ausbilder oder eine erfahrene Ausbilderin unterstützend zur Seite.

Mehr Informationen zu den Werkstatttagen

Das Berufsorientierungsprogramm in den Bundesländern

Das Berufsorientierungsprogramm wird in unterschiedlicher Ausprägung in ganz Deutschland umgesetzt. In den meisten Bundesländern folgen auf die zweitägige Potenzialanalyse die fünf- bis zehntägigen Werkstatttage//BO-Tage des Berufsorientierungsprogramms. Doch Dauer, Bezeichnung und Ausgestaltung dieser zwei Instrumente können – je nach getroffener Vereinbarung zwischen Bund und Ländern im Rahmen der Initiative Bildungsketten – variieren und von der Bundesrichtlinie abweichen.

Entscheidend ist der Grundgedanke des Programms, der sich als roter Faden durch alle Umsetzungsformen in den Ländern zieht: Die Jugendlichen erkunden spielerisch ihre persönlichen Stärken und probieren verschiedene Berufsfelder in geschütztem Raum und begleitet von erfahrenen Ausbilderinnen und Ausbildern selbst aus.

Welche Bildungseinrichtungen das BOP umsetzen, sehen Sie in unserer Projektlandkarte auf der Seite Das Programm vor Ort. Hier erhalten Sie außerdem Informationen zur landesspezifischen Ausgestaltung des Programms.

Das Programm vor Ort.

Es geht nicht ohne: Schulen und Eltern

Da sich das Berufsorientierungsprogramm im Sinne der Initiative Bildungsketten in das jeweilige schulische Berufsorientierungskonzept integriert, sind neben den Ausbildungsstätten besonders die Schulen als ihre Kooperationspartner eine zentrale Akteursgruppe. 

Lesen Sie hier mehr zur Rolle der Schulen.

Auch die Eltern, oft wichtigste Bezugspersonen der am Programm teilnehmenden Schülerinnen und Schüler in Sachen Beruflicher Orientierung, werden in das Programm miteinbezogen. Sie werden im Vorfeld über die Philosophie und den Ablauf des BOP informiert und begleiten ihr Kind oft zu den Feedbackgesprächen. 

Diese Informationsseite richtet sich direkt an die Eltern.

Geschlecht und Berufsorientierung

Schülerin in einem blauen Tshirt an der Werkbank an einem Schraubstock im Bereich Metall. Im Hintergrund ist ein Schüler zu sehen.
Schülerin während der Werkstatttage des BOP an einer Werkbank im Bereich Metall. © BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke

Noch immer werden manche Berufe als „typische“ Männer- oder Frauenberufe betrachtet und vom jeweils anderen Geschlecht nicht einmal in Erwägung gezogen. Das Berufsorientierungsprogramm bietet eine geschlechtssensible Berufs- und Studienorientierung an, damit die spätere Berufs- oder Studienwahl der Jugendlichen nicht vom gängigen Geschlechterklischee bestimmt, sondern nach individuellen Fähigkeiten und Interessen getroffen wird. Dabei muss auch die Lebensplanung frühzeitig in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.

Die Initiative Klischeefrei macht sich stark dafür, dass Jungen und Mädchen alle Berufe offen stehen. Mitglieder sind Unternehmen und Einrichtungen, die sich für eine moderne klischeefreie Berufswahl engagieren.

Die Initiative Klischeefrei

Integration durch Ausbildung

Berufliche Orientierung ist auch für junge Geflüchtete ganz besonders wichtig. Sie müssen nicht nur ihre beruflichen Perspektiven, sondern auch unser Bildungssystem und unsere Berufswelt kennenlernen. In den Schulklassen der allgemeinbildenden Schulen können sie am „normalen“ Berufsorientierungsprogramm teilnehmen. In einigen Ländern unterstützt das Berufsorientierungsprogramm außerdem im Rahmen von Bildungsketten-Vereinbarungen die Berufsorientierung für Flüchtlinge in beruflichen Schulen.

Ein junger Geflüchteter kleistert eine Tapete auf dem Tapeziertisch ein. Rechts von ihm steht der Ausbilder.
© BMBF/BOF, Fotograf: Fulvio Zanettini

Zusätzlich hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Jahr 2016 das Programm BOF - Berufliche Orientierung für Zugewanderte gestartet. In Lehrwerkstätten und Betrieben lernen junge Geflüchtete und Zugewanderte mit Unterstützungsbedarf Ausbildungsberufe im Rahmen von Werkstatttagen und Praktikum vertieft kennen. Begleitend erhalten sie Sprach- und Fachunterricht und sozialpädagogische Begleitung und am Ende Unterstützung bei der Vermittlung in einen Ausbildungsbetrieb.

Weitere Informationen zum Nachfolgeprogramm BOFplus-Programm) finden Sie hier:

www.bofplus.de

Weitere Informationen

Im Überblick: Die wichtigsten Neuerungen : Datum:

Zur Antragsrunde 2023 veröffentlicht das BMBF eine neue Richtlinie für die Förderung der Beruflichen Orientierung in überbetrieblichen und vergleichbaren Berufsbildungsstätten.

Das Programm vor Ort

Das Berufsorientierungsprogramm passt sich an die Rahmenbedingungen der einzelnen Bundesländer an. Hier erhalten Sie eine Übersicht über relevante Landesspezifika und die Kontakte zu den Projektträgern vor Ort.

Evaluation des Programms

Mit einer Laufzeit von viereinhalb Jahren ist die Evaluation des Berufsorientierungsprogramms als eine der bundesweit umfangreichsten Studien zum Thema Berufsorientierung abgeschlossen. Hier erhalten Sie alle Berichte zum Download.

Informationen für Schulen

Schulleitungen und Lehrkräfte sind zentrale Akteure im Berufsorientierungsprogramm. Die Bausteine Potenzialanalyse und Werkstatttage/BO-Tage werden in das schulische Berufsorientierungskonzept eingebettet.

Informationen für Eltern

Ihr Kind hat keine Ahnung, was es mal werden will? Die Auswahl ist groß: In Deutschland gibt es etwa 450 Ausbildungsberufe und mehr als 20.000 Studiengänge. Doch welcher Weg ist der richtige? Mit dem Berufsorientierungsprogramm geht Ihr Kind einen ersten Schritt in Richtung Wunschberuf.

Informationen für Jugendliche

Du nimmst am Berufsorientierungsprogramm teil und möchtest genauer wissen, was dich dort erwartet? Du wirst deine eigenen Stärken besser kennenlernen und spannende Berufe selbst ausprobieren. Schau dir die Bilder an, um mehr zu erfahren.

Allgemeine Informationen: Das Berufsorientierungsprogramm an Gymnasien

Schülerinnen und Schüler an Gymnasien und in der Sekundarstufe II sollen bei ihrer praxisorientierten Beruflichen Orientierung besser unterstützt werden. Dazu wird das Berufsorientierungsprogramm seinen Beitrag leisten.