Bildungsjahr für erwachsene Flüchtlinge (BEF Alpha)

Das Bildungsjahr für Geflüchtete zwischen 20 und 35 Jahren ohne oder mit geringen Sprach- und Schriftkenntnissen umfasst Berufsorientierung, Sprachförderung, Alltagskompetenzen, politische Grundbildung und Praktika.

Frau schneidet Holz.
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Laufzeit: 23.05.2016 bis 31.12.2020

Das „Bildungsjahr für erwachsene Flüchtlinge“ (BEF Alpha) vermittelt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wichtige Grundlagen für ihre Integration und den Berufseinstieg. In Anlehnung an die VABO-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf zum Erwerb von Deutschkenntnissen) setzt es sich flexibel aus den Modulen Alphabetisierung und Sprachförderung, Berufsorientierung, Alltagskompetenzen, politische Grundbildung, Gleichberechtigung und Praktika zusammen.

BEF Alpha richtet sich an Menschen mit keinen oder geringen Kenntnissen in der lateinischen Schrift und der deutschen Sprache. Sie erhalten so eine Grundvoraussetzung für eine Ausbildung, die Teilnahme an einem weiteren Lernangebot oder den Schritt in den Arbeitsmarkt.

Weiterbildungsträger wie Volkshochschulen, Kolping-Bildungswerk, Internationaler Bund und freie Träger setzen das Berufsqualifizierungsjahr in Abstimmung mit dem Kultusministerium Baden-Württemberg um.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und wurde im Rahmen der Bildungsketten-Initiative mit dem Land Baden-Württemberg vereinbart.


Zielgruppe

Das Angebot richtet sich an Geflüchtete, die in der Regel zwischen 20 und 35 Jahre alt sind und keine oder geringe Schrift- und Sprachkenntnisse haben (Analphabeten und Personen mit sehr kurzer Schulbildung). Im Fokus von BEF Alpha stehen insbesondere auch geflüchtete Frauen, vor allem Mütter mit Kindern unter vier Jahren. Voraussetzung dafür ist die Einrichtung einer Kinderbetreuung beim Kursort. Diese Kinderbetreuung wird größtenteils über das Projekt, teilweise auch von Kommunen finanziert.


Durchführung

BEF Alpha umfasst 28 Wochenstunden, davon etwa

  • 16 bis 18 Stunden Alphabetisierung und Sprachförderung,
  • 6 Stunden Berufsorientierung/Berufsvorbereitung,
  • 2 Stunden Alltagskompetenzen und
  • 2 Stunden Gemeinschaftskunde/politische Grundbildung.

BEF Alpha bietet 980 Unterrichtseinheiten und fünf Wochen Praktikum in insgesamt 40 Wochen an. Die Kurse beginnen in der Regel im Frühjahr und laufen bis Jahresende. Die Verbindung aus Spracherwerb und praktischer Berufsorientierung in der Werkstatt ist motivierend, da das Erlernte unmittelbar angewandt werden kann.


Bisherige Erfahrungen

Die Zahl der Kursstandorte bei Weiterbildungsträgern hat sich in Baden-Württemberg von ursprünglich 12 im Jahr 2016 auf 41 im Jahr 2019 mehr als verdreifacht. Die Auswahl der Teilnehmenden erfolgt nach Kriterien wie Alter, Nationalität und Grad der Alphabetisierung. Die letzte Entscheidung wird von den Trägern getroffen. Jeweils rund die Hälfte der aktuell mehr als 500 Teilnehmenden sind entweder primäre Analphabeten ohne vorherigen Schulbesuch oder sie sind lediglich in ihrer Heimatsprache alphabetisiert (Zweitschriftlerner). Die Teilnehmenden stammen aus fast allen Flüchtlingsländern und insbesondere aus Syrien, Afghanistan, Gambia, Somalia, Eritrea oder Pakistan. Die Träger berichteten von einer hohen Nachfrage.

Zum Erfolg von BEF Alpha trägt bei, dass die Projektträger sich vor Ort auf ein Netzwerk aus Wirtschaft, Verwaltung und Ehrenamt stützen können. Dies wird vom Kultusministerium Baden-Württemberg auch durch eine Absprache mit der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit in Stuttgart zentral unterstützt.

Ein Ausbilder und ein Auszubildender arbeiten an einer Elektroleitung.
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Die Projektträger heben die zumeist hohe Motivation und den Zusammenhalt der Teilnehmenden hervor, unabhängig von Nationalität, Geschlecht und Alter. Das Leistungsniveau ist aufgrund der sehr unterschiedlichen Herkunftsländer, -sprachen und Bildungsvoraussetzungen überaus heterogen. Teilnehmende sind Menschen ohne Alphabetisierung, Flüchtlinge mit lediglich arabischen Schreibfähigkeiten und Menschen mit Schulbildung ohne deutsche Sprachkenntnisse. Entsprechend weisen die Kurse eine Binnendifferenzierung auf, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer individuell unterstützt werden.

BEF Alpha macht insbesondere durch das Praktikum und die Berufsorientierung einen Wechsel zwischen Unterrichtseinheiten und praktischer Arbeit möglich. Dies steigert die Motivation der Teilnehmenden, da sie dadurch praktische Fähigkeiten aufzeigen und neu erlernte Sprachkenntnisse anwenden können.

Die Ergebnisse im Sprachenbereich sind von den überaus schwierigen Ausgangsbedingungen geprägt. Der überwiegende Teil der Teilnehmenden schließt nach ihrer Alphabetisierung den Kurs mit einer höheren Kenntnisstufe ab, zumeist auf A1 und A2, in einigen Fällen auch auf B1.

Häufig folgt im Anschluss die Aufnahme in weitere Lernangebote. Teilweise gelingt als Folge des Praktikums auch eine Vermittlung in den Arbeitsmarkt und seltener in eine Ausbildung. Die Teilnehmenden erhalten zudem eine klare Perspektive für ihre Integration, zumal der Abschluss die Talente und Fähigkeiten für einen Beruf offenlegt.

Das Gesamtprojekt bietet durch die Einbeziehung aller entscheidenden inhaltlichen Komponenten einen wichtigen Schritt in Richtung Integration der Geflüchteten. Dies wird von den Trägern ausdrücklich unterstrichen.

Weitere Informationen zum Bildungsjahr für erwachsene Flüchtlinge (BEF Alpha)
 

Tabeya Akbary hat ihr Ziel erreicht

Zwei Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland beginnt Tabeya Akbary eine Ausbildung in der Altenpflege und erfüllt sich damit einen Traum. Ihr Ziel hatte sie immer klar vor Augen „Ich möchte Altenpflegerin werden. Ich gebe nicht auf, weil ich es wirklich will.“ Sie hat zielstrebig darauf hingearbeitet, hat Deutsch gelernt und einen Schulabschluss erworben. Das Programm BEF Alpha hat sie dabei unterstützt.  Weiterlesen.

Kontakt

Kultusministerium Baden-Württemberg
Dr. Roland Peter
Tel.: 0711 / 279 - 2844
E-Mail: roland.peter@km.kv.bwl.de
URL: www.km-bw.de

Begleitete Berufsorientierung in Niedersachsen

Die begleitete Berufsorientierung für jugendliche Flüchtlinge besteht aus drei Bausteinen: einer Kompetenzfeststellung, einer regionalen Prozessbegleitung und einem sprachförderlichen Curriculum.