Kooperative Berufsorientierung für neu Zugewanderte (KooBO-Z)

Berufsorientierung an baden-württembergischen Schulen: Fünf Stunden pro Woche arbeiten die Jugendlichen an praktischen Projekten und lernen dabei verschiedene Berufsfelder und sich selbst besser kennen.

Eine junge Frau mauert ein Mäuerchen.
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Laufzeit: 23.05.2016 bis 31.12.2020

Die „Kooperative Berufsorientierung für neu Zugewanderte“ (KooBO-Z) verfolgt das Ziel, den Übergang in die Ausbildung – akademisch oder nichtakademisch – vorzubereiten und die Berufsfindung durch praktische Erprobungen in Form eines Projektes zu gestalten.

Mit Hilfe von KooBO-Z wird ein landesweites Konzept für intensive Lernortkooperationen entwickelt und erprobt.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und wurde im Rahmen der Bildungsketten-Initiative mit dem Land Baden-Württemberg vereinbart.

Zielgruppe

Das seit dem Schuljahr 2015/16 bestehende Konzept der Kooperativen Berufsorientierung (KooBO) wurde auf die Zielgruppe neu zugewanderter Jugendlicher der Sekundarstufe I in Vorbereitungsklassen der allgemeinbildenden Schulen (VKL-Klassen) und in beruflichen Vorqualifizierungsklassen Arbeit/Beruf ohne Deutschkenntnisse (VABO-Klassen) ausgeweitet.

Durchführung

Aktuell führen Bildungsträger das Projekt KooBO-Z an den Schulen durch; langfristig soll es durch Lehrkräfte umgesetzt werden.

Die KooBo-Z ergänzt den Regelunterricht mit fünf Wochenstunden. Dabei können die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer …

  • sich beruflich in Deutschland orientieren und Berufsfelder genauer kennenlernen,
  • sich über regionale Ausbildungsmöglichkeiten informieren,
  • sich persönlich weiterentwickeln, Verantwortung für sich selbst übernehmen und sich selbst besser einschätzen lernen.

Durch die praktische Umsetzung eines Projektes lernen die Jugendlichen verschiedene Berufsfelder und die dafür benötigten Kompetenzen kennen. Dabei werden sie darin angeleitet, sich mit den eigenen Kompetenzen und Interessen auseinanderzusetzen. Neben den praktischen Arbeiten werden auch Betriebe, Ausbildungsmessen und das Berufsinformationszentrum besucht.

Bei KooBo-Z können auch die Erkenntnisse aus der Potenzialanalyse für neu Zugewanderte „2P“  aufgegriffen und die Schülerinnen und Schüler somit bei der Auseinandersetzung mit der eigenen beruflichen Orientierung unterstützt werden.

Die Maßnahmen werden evaluiert und gemeinsam mit den Kooperationspartnern weiterentwickelt.

Bisherige Erfahrungen

Die zeitlich flexible Gestaltung der Projektumsetzung,- ob 5 Stunden pro Woche oder Projektwochen am Stück, verbesserte die Einbettung der Maßnahme in den Schulalltag. Auch die Anpassung, dass es möglich ist sowohl für ein Jahr an einem Projekt zu arbeiten oder mehrere kleine Projekte auf das Schuljahr zu verteilen, erleichtert die Durchführung von KooBO-Z an den teilnehmenden Schulen. Durch die Flexibilisierung verdeutlichte sich die Bedeutung des Erstgesprächs zwischen den Bildungsträger und den teilnehmenden Schulen für eine erfolgreiche Projektumsetzung.

Beispiele für praktische Projekte nennt zum Beispiel die Werkstattschule Heidelberg. Hier gestalten und bauen die Schülerinnen und Schüler einen Verkaufsstand oder Musikinstrumente. Unter Einbeziehung digitaler Medien werden die Projekte dokumentiert und in Form eines Kurzfilms, eines Buches oder einer Fotoausstellung künstlerisch verarbeitet.

Schülerinnen und Schüler stehen und sitzen um die gemauerte Grillstelle.
Bei einem der KooBO-Z-Projekte an der Bertha-Benz-Realschule bauen die Schüler/innen eine Grillstelle im Schulgarten.

Bei einem der KooBO-Z-Projekte an der Bertha-Benz-Realschule in Wiesloch haben die Schülerinnen und Schüler eine Grillstelle im Schulgarten gebaut::

„Nach der Themenfindung – es war schnell klar, dass die Schülerinnen und Schüler einen Grill im Schulgarten bauen wollten, da die Aussicht auf Grillfeste lockte – ging es darum, eigene Ideen zu entwickeln. Zeichnungen anzufertigen und Modelle aus Holz zu bauen, das Gelände abzumessen, waren nur einige Schritte auf dem Weg zur Realisation. Die eigentliche Werkphase ging in zwei kompletten Praxiswochen im Frühling und Sommer über die Bühne.

In der Bauphase findet eine aktive, auf Stärken und Talenten basierte Mitarbeit statt. Die Schülerinnen und Schüler werden von professionellen Fachkräften verschiedener Berufsgruppen in Teams kompetent angeleitet und können sich wirklich ausprobieren: gelbe Sandsteinblöcke werden behauen, Dschungelmuster auf Holzplatten geschnitzt und bemalt, Beton angerührt, Fundamente gegossen … Die berufspraktischen Erfahrungen sind vielfältig und vieles ist von der Gestaltung her anspruchsvoll. Die Schülerinnen und Schüler, die hauptsächlich aus dem Irak, aber auch aus Syrien, Rumänien, Bulgarien, Polen, … kommen, sind mit Feuereifer dabei und arbeiten zuverlässig und ernsthaft. Da die Einweihung der Grillstelle am Schulfest stattfinden soll, sind alle bereit „reinzuhauen“ und lange Tage mit der teilweise anstrengenden, aber auch kreativen und sinnstiftenden  Arbeit zu verbringen. Im Projekttagebuch werden die einzelnen Etappen schriftlich festgehalten und mit Fotos dokumentiert. Natürlich entsteht auch eine lange Vokabelliste mit fachspezifischen Wörtern..

Als die letzte Schraube sitzt und die letzte Holzplanke begradigt ist, ist allen Beteiligten spätestens klar, dass hier etwas Großartiges geschaffen wurde: Projektarbeit mit umfassender Praxiserfahrung hat zu einem künstlerischen Meisterwerk geführt.“

(Quelle: Bericht auf der Website der Realschule Wiesloch)



Das Projekt KooBO-Z startete zum Schuljahr 2016/17 mit 81 Schülerprojekten an elf Standorten in Baden-Württemberg. Im zweiten Durchgang wurde die Anzahl auf 90 erhöht. Seit dem Schuljahr 2018/19 werden 150 KooBO-Z Projekte landesweit durchgeführt.

Weitere Informationen zur Kooperativen Berufsorientierung für neu Zugewanderte (KooBO-Z)

Kontakt

Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL)

Friederike Samba-Ehrlich

Tel.: 0711 / 21859-521
E-Mail.: friederike.samba-ehrlich@zsl.kv.bwl.de
URL: www.km-bw.de

Bildungsjahr für erwachsene Flüchtlinge (BEF Alpha)

Das Bildungsjahr für Geflüchtete zwischen 20 und 35 Jahren ohne oder mit geringen Sprach- und Schriftkenntnissen umfasst Berufsorientierung, Sprachförderung, Alltagskompetenzen, politische Grundbildung und Praktika.