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4. Jahrestagung des Berufsorientierungsprogramms „Chance Berufsorientierung – gemeinsam Zukunft gestalten“ : Datum: Ort: {0} Ort: Berlin

Fachlicher Input, neue Impulse und lebhafte Diskussionen mit mehr als 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmern

Mit dem Ziel, eine stetige Optimierung und bestmögliche Qualität in Umsetzung und Wirkung der Berufsorientierung zu gewährleisten, folgten mehr als 450 Interessierte der Einladung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur vierten Jahrestagung des Berufsorientierungsprogramms. Bei zahlreichen Vorträgen, Workshops und Diskussionen unter dem Motto „Chance Berufsorientierung – gemeinsam Zukunft gestalten“ tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 1. und 2. Dezember 2014 im bcc Berlin Congress Center aus.

Viola-Antoinette Klanten, die Referatsleiterin für Berufsorientierung und Chancengerechtigkeit für Jugendliche im BMBF, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung. Um Wege für ein gemeinsames Handeln zu finden und Chancengleichheit für alle Jugendlichen zu ermöglichen, sei es nötig, einen intensiven Erfahrungsaustausch zu fördern. Die Jahrestagung des Berufsorientierungsprogramms diene mit dem diesjährigen Motto als optimale Plattform, um Zukunft gemeinsam gestalten zu können, betonte Viola-Antoinette Klanten. Nach ihren einleitenden Worten eröffnete der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Stefan Müller MdB, die Jahrestagung.

Stefan Müller, Bundesministerium für Bildung und Forschung: „,Gemeinsam‘ ist ein zentrales Schlüsselwort für den ganzen Prozess der Berufsorientierung“

Der Parlamentarische Stattsekretär im BMBF Stefan Müller bei seiner Eröffnungsrede.
Der Parlamentarische Stattsekretär im BMBF Stefan Müller bei seiner Eröffnungsrede. © BIBB/BOP, Fotograf: Stephan Röhl

Stefan Müller griff das Motto der diesjährigen Tagung auf und hob die wichtige Bedeutung des gemeinsamen Handelns hervor, denn das Berufsorientierungsprogramm verdanke seinen Erfolg vor allem dem Engagement der anwesenden Akteure. Gemeinsam habe man Defizite im Prozess der Berufswahl erkannt, analysiert und behoben. Deutliche Erfolge zeigten sich in den gesunkenen Zahlen der Schulabbrecher, der Jugendlichen, die keinen Einstieg in das Berufsleben finden sowie in den gesunkenen Zahlen der jugendlichen Arbeitslosen seit Beginn des Berufsorientierungsprogramms 2008. Solange jedoch immer noch eine Vielzahl an Jugendlichen keinen Schul- oder Berufsabschluss habe oder ihre Ausbildung abbreche, seien die Akteure des Programms weiterhin gefordert.

Mit der bisher geleisteten finanziellen Unterstützung wurden Mittel für rund 750.000 Schülerinnen und Schüler bereitgestellt. Hier lasse sich die große Breitenwirkung der Maßnahmen erkennen: immerhin ein Drittel der Jugendlichen in der 7./8. Jahrgangsstufe, die einen Schulabschluss der Sekundarstufe I anstreben, werde erreicht. Eine intensive Zusammenarbeit aller Akteure – der Bildungsstätten, aber auch der Schulen und der Eltern – sei für die Wirksamkeit des Berufsorientierungsprogramms unerlässlich. Die Sicherung von Fachkräften, Bildungsgerechtigkeit, Durchlässigkeit der Karrierewege und Internationalisierung könnten mit der Weiterentwicklung des BOP im Rahmen der Initiative „Chance Beruf“ erreicht werden. Hierfür sei es von großer Bedeutung, eine Verzahnung der vielfältigen Angebote vorzunehmen und auf die spezifischen Anforderungen auf Länderebene einzugehen. Eine Flexibilisierung der Förderrechtlinie stelle die wesentliche Grundlage hierfür dar, erläuterte Müller.

Essentiell sei zudem die Mitarbeit der Eltern, die zusammen mit den Schulen als „Garanten für den Prozess der Berufsorientierung“ agieren. Individuelle Fähigkeiten würden mit den Maßnahmen des Berufsorientierungsprogramms gefördert, denn „Talente und innere Werte“ seien häufig unabhängig von schulischen Leistungen, betonte Müller. Vor allem solle auch über Möglichkeiten und Chancen informiert werden, was speziell für Jugendliche mit Migrationshintergrund und deren Eltern von großer Bedeutung sei, da diese meist nicht mit dem dualen Ausbildungssystem in Deutschland vertraut seien. Hier kommt den Berufsbildungsstätten eine zusätzliche Aufgabe zu, ebenso wie bei der Inklusion von jungen Menschen mit Behinderungen. Gerade die praktische Tätigkeit in den Werkstätten böten hierzu hervorragende Möglichkeiten.

Eine verstärkte, zielgerichtete Einbindung aller beteiligten Akteure und eine praxisorientierte Umsetzung seien Grundlage für die Berufsorientierung, womit der Parlamentarische Staatssekretär auf die nachfolgende Prämierung von Beispielen guter Praxis überleitete. Herr Müller überreichte Auszeichnungen an folgende Institutionen:

Handwerkskammer Trier: Unterstützung und Beratung für Jugendliche bei Fragen zu Aus- und Weiterbildung im handwerklichen Bereich sowie der Förderung des Handwerks vor Ort

„Nachhaltigkeit in den Köpfen“ ist ein zentrales Ziel der Handwerkskammer Trier bei der Umsetzung des Berufsorientierungsprogramms in Zusammenarbeit mit Eltern und Lehrkräften. Zu dessen Umsetzung macht die Handwerkskammer eine überdurchschnittlich große Anzahl von Angeboten, die die kooperierenden Schulen und beteiligten Eltern nutzen können.
Neben den im BOP üblichen Standardangeboten gehören dazu z.B. das Eltern-Café während der Werkstatttage und das Angebot von Ausbildungsberatung für Schüler/-innen und Eltern im Anschluss an die Programmteilnahme. Den Schulen bietet die Handwerkskammer Trier – neben den klassischen Feedbackgesprächen – eine Beteiligung am regulären Elternsprechtag an. Um angehende Lehrkräfte der Sekundarstufe 1 bereits frühzeitig auf die Themen und Maßnahmen der Berufsorientierung vorzubereiten, hat sich die Handwerkskammer Trier in diesem Jahr erstmals in Kooperation mit der Universität Trier an der Ausbildung von Lehramtsanwärter/-innen beteiligt und einen praktischen Einblick in die Umsetzung des Berufsorientierungsprogramms gegeben. Eine Kooperation, die zukünftig fortgesetzt werden wird.
Die Handwerkskammer Trier setzt bei Ihnen Angeboten auf Kontinuität in der Zusammenarbeit mit Schulen und die Qualität des Einzelkontakts mit den Eltern. Denn dadurch lässt sich im Sinne der Nachhaltigkeit Nachwuchs für das Handwerk gewinnen, der sich bewusst und motiviert für einen Ausbildungsberuf entscheidet.

Nestor Bildungsinstitut GmbH: Bildungsinstitut für Umschulungen, Aus- und Fortbildungen im gewerblich-technischen sowie im kaufmännischen Bereich

Das Nestor Bildungsinstitut in Gummersbach verfügt über eine schon weit über das BOP hinausreichende Erfahrung in der Kooperation mit Schulen und Eltern sowie mit der Gestaltung und Umsetzung von Kompetenzfeststellungen und kompetenzorientierten Feedbackgesprächen.

So stehen auch die beiden Rückmeldegespräche nach Potenzialanalyse und Werkstatttagen im Rahmen des Berufsorientierungsprogramms im Zentrum der Elternbeteiligung. Denn dadurch werden Eltern als wichtige Berufsorientierungsinstanz ihrer Kinder aktiv und aus erster Hand in den Berufsorientierungsprozess eingebunden. Die Gespräche werden von den Schüler/-innen wie Eltern insbesondere dann als Highlight und besondere Wertschätzung erlebt, wenn der Schüler/die Schülerin im Zentrum des Gesprächs bleibt und die Eltern „Partner auf Augenhöhe“ sind. Dies ist fest im Konzept des Nestor Bildungsinstitut verankert.

Für die hohen Beteiligungsquoten bei diesen Gesprächen von rund 85% setzt sich Nestor sehr engagiert ein: die regelmäßigen Informationsschreiben an die Eltern – insgesamt 4 - enthalten immer Antwortschreiben, z.T. mit Terminwahlmöglichkeiten. Und: Termine werden auch mal am Abend oder zu einem individuell vereinbarten Zeitpunkt ermöglicht. Voraussetzung dafür ist eine sehr enge Kooperationsbeziehung und Unterstützung durch die Schulen.

JobA Bad Segeberg: Bildungsunternehmen für Junge Menschen in offener beruflicher Bildung und Ausbildung zur Hilfestellung zum Berufseinstieg und zur Weiterbildung

Im Kreis Segeberg  wird schulische Berufsorientierung für die gesamte Region gemeinsam gestaltet: Auf Initiative der JobA in Bad  Segeberg und des Schulamts des Kreises Segeberg wurde ein Gemeinschaftsprojekt ins Leben gerufen, an dem sich 12 BOP-Schulen des Kreises beteiligen und ihre Konzepte zur Berufsorientierung weiterentwickeln.
Entstanden sind drei Netzwerke zu verschiedenen Themenschwerpunkten, wie z.B. die Einbeziehung von Eltern in den Berufswahlprozess ihrer Kinder. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: erarbeitet wurden einige Materialien, auf die die Schulen (und BOP-Träger) des Kreises zurückgreifen können. Dazu zählen z.B. das Konzept zur optimalen Nutzung der BOP-Ergebnisse im Schulunterricht oder der Ablaufplan zur Elternmitwirkung in der Berufsorientierung. Das kommunale Rahmencurriculum zur Berufsorientierung ermöglicht es den Schulen nun, einheitlich vorzugehen, aber trotzdem noch individuelle Maßnahmen durchzuführen.
Die Träger des Kreises Segeberg kooperieren seit Jahren miteinander, so dass jede Schule ähnliche Rahmenbedingungen bei der Umsetzung des BOPs hat. Ziel ist mittel- bis langfristig auch eine Umorientierung an Schulen hin zur Stärkenorientierung und zum Verständnis von Berufsorientierung als fächerübergreifenden schulischen Bildungsauftrag.

Jedes Projekt wurde auf der Bühne durch Vertreter des Trägers sowie durch ausgewählte Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern repräsentiert. Bildpräsentationen vermittelten lebendige Eindrücke der Berufsorientierung vor Ort.

Der Parlamentarische Stattsekretär im BMBF Stefan Müller mit Vertretern der ausgezeichneten BOP-Projekte und Schülerinnen und Schülern .
Der Parlamentarische Stattsekretär im BMBF Stefan Müller mit Vertretern der ausgezeichneten BOP-Projekte und Schülerinnen und Schülern. © BIBB/BOP, Fotograf: Stephan Röhl

„Es gibt keine schwierigen Eltern – Wege zur Zusammenarbeit“

Im diesjährigen Fachvortrag der Veranstaltung ging Matthias Bartscher, Leiter der Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder der Stadt Hamm, mit seinem Vortrag zum Thema „Es gibt keine schwierigen Eltern – Wege zur Zusammenarbeit“ auf die Problematik des Kommunikationsflusses zwischen Schulen und Eltern ein. Die Elternmitarbeit sei ein wesentliches Erfolgselement des Berufsorientierungsprogramms, das Potential, das in einer verbesserten und effektiven Elternarbeit stecke, sei aber noch lange nicht ausgereizt, erkannte Bartscher. Problematisch sei, dass Elternarbeit immer noch in Strukturen verhaftet sei, die vor dreißig Jahren zeitgemäß gewesen seien. Es gebe nicht „die Eltern“, sondern Eltern entstammten einer breiten Diversität von Milieus. Die professionellen Akteure entstammten diesen Milieus oftmals nicht, und dies führe zu einer starken Unsicherheit. Da Fachkräfte meist aus den kulturellen Gewohnheiten und Vorlieben ihrer eigenen Herkunft heraus agierten, könne Kommunikation oftmals nicht gelingen. Professionalität in der Elternarbeit bedeute, diese Probleme zu beheben, indem Eltern auf eine neue Ebene der Professionalität transformiert werde. Für die Umsetzung sei sowohl eine innere, als auch eine äußere Exploration nötig, um einen intensiven Erfahrungsaustausch anzustoßen.

Eine aktivere Investition in Maßnahmen, die eine Entlastung der Eltern und eine konstruktive Kooperation im Prozess der Berufsfindung begünstigen, könnten gemeinsames Handeln und eine optimierte Kommunikation fördern, was fokussiert unter Berücksichtigung der Wertorientierung und der sozialen Lage geschehen muss. Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass Elternabende mit ausreichend Vorlaufzeit angekündigt werden und an die Verfügbarkeit berufstätiger oder alleinerziehender Eltern angepasst werden sollten. Konfliktpotenziale, die sich ergeben können, wenn Akteure verschiedener Milieus und mit unterschiedlichen Wertevorstellungen kommunizieren und agieren, veranschaulichte Bartscher anhand ausgewählter Videobeispiele. Diese exemplarisch dargestellten Unterschiede des kulturellen Gestus müssen für eine Optimierung der Kommunikation zwischen den Akteuren nicht nur erkannt, sondern auch sinnvoll und frühzeitig in die Umsetzung miteinbezogen werden.

Matthias Bartscher resümierte: Die Problematik der meist mangelnden Elternmitarbeit liege weniger am mangelnden Interesse der Eltern am Berufsorientierungsprogramm, als in der Schwierigkeit, die Kommunikation zwischen den Akteuren effektiv zu gestalten. Dies müsse durch einen frühzeitigen Informationsaustausch, eine aktive Einbeziehung der Eltern in Potenzialanalyse und Werkstatttage sowie der Anerkennung der Elternrolle als „Coach“ geschehen, erläuterte Bartscher. Auch die „sekundäre Motivation als Strategie“ sieht Bartscher als Möglichkeit der Optimierung. So sei es nicht verwerflich, die Eltern zum Beispiel mit einer Grillwurst an der Teilnahme an Elternabenden zu motivieren, wenn so die Jugendlichen bei der Berufsorientierung durch die Eltern unterstützt würden.

Fachvortrag von Herrn Bartscher

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Gesprächsrunde zum Thema „Kooperation mit Schulen und Einbeziehung von Eltern im BOP“

Die anschließende Gesprächsrunde, an der die Auszubildenden Maurice Eichholz in Begleitung seiner Mutter Ulrike Eichholz, Nico Stepputtis in Begleitung seines BOP-Projektleiters Martin Dinkel sowie Joey Alexander Wicher teilnahmen, veranschaulichte drei Erfolgsgeschichten in der nachhaltigen Umsetzung der Berufsorientierung. Die Auszubildenden erzählten von ihren Erfahrungen und Erfolgen bei Potenzialanalyse und Werkstatttagen. So hatten sie die Möglichkeit, ihre individuellen Fähigkeiten zu erkennen und Einblicke in das Berufsleben zu erhalten. Die Mutter von Maurice, Frau Eichholz, und der Projektleiter Martin Dinkel bestätigten die guten Erfahrungen mit dem BOP.

Hier wurde noch einmal deutlich, dass die Berufsorientierung bei den Werkstatttagen enorme Vorteile gegenüber dem meist üblichen Betriebspraktikum bietet. In den Werkstatttagen könnten die Jugendlichen „einfach mal drauf losgelassen werden“, erklärte Ulrike Eichholz. In den Betrieben sei eine aktive Mitarbeit meist nicht möglich. Maurice Eichholz erzählte, dass sich seine Vorstellungen über seine berufliche Zukunft durch die Teilnahme an den Werkstatttagen festigten und seine Entscheidung erleichterte, sich um eine Ausbildung als Tischler zu bemühen. Auch Nico Stepputtis konnte einen Einstieg in die Berufsausbildung erfolgreich meistern. Nachdem er die verschiedenen Felder des Berufsorientierungsprogramms durchlaufen hatte, entschied er sich für eine kaufmännische Ausbildung und hat bereits erste Überlegungen für den Weg in die Selbstständigkeit gestartet. Vor allem sei die vielfältigere Variationsbreite an Berufsfeldern im BOP ein wichtiges Element. Dies betonte auch Martin Dinkel und erläuterte, dass der aktive Teil des Programms „Werkstattralley“ genannt werde, da dort die verschiedensten Stationen abgearbeitet werden müssten.

Joey Alexander Wicher, dessen Abschlussprüfungen zum Klempner kurz bevorstehen, erklärte, dass er nach den Werkstatttagen seine Stärken und Fähigkeiten besser einschätzen konnte und so den für ihn richtigen Ausbildungsberuf wählen konnte. Die Erfahrungen des Berufsorientierungsprogramms motivierten die Jugendlichen, sich aus eigenem Antrieb für ihre berufliche Zukunft einzusetzen. Alle drei Auszubildenden engagierten sich nach der Zeit im BOP für weitere Praktikumsstellen und erhielten anschließend einen Ausbildungsplatz im handwerklichen/ kaufmännischen Sektor.

Informationsmesse mit Vorträgen

Im Anschluss an die Gesprächsrunde mit den Auszubildenden folgte eine Informationsmesse mit parallelen Kurzvorträgen. Auf der Informationsmesse hatten folgende Projekte, Organisationen sowie Bildungsträger die Möglichkeit, ihre Arbeit zu veranschaulichen und zu präsentieren.

Interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich zudem bei Kurzvorträgen zu spezifischen Themen informieren.

Projektsteckbriefe der Aussteller

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Das Projekt „Zukunft in Forst“ – Arbeitsmarktintegration und Wirtschaftsentwicklung durch lokale Berufsorientierung und Berufsbildung

Prof. Dr. Wilfried Hendricks vom Institut für Bildung in der Informationsgesellschaft stellte in seinem Kurzvortrag das Projekt „Zukunft in Forst“ vor, das darauf abzielt, durch lokal ausgerichtete Berufsorientierung Jugendliche in Ausbildung und Arbeit zu integrieren. Das dazu entwickelte „lokale Berufsbildungskonzept“ fördert gleichzeitig die Fachkräftesicherung im Stadtgebiet. Mit dem Aufbau eines durch die Partner getragenen „Zentrums regionaler Berufe“ – als Dach für verschiedene Werkstätten und Maßnahmen – werden die kooperativen Aktivitäten des lokalen Berufsbildungskonzeptes zusammengefasst und im Quartier verankert.

Kurzvortrag von Herrn Prof. Dr. Hendricks

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Eltern im Übergang Schule-Beruf – Das Programm „FuN-Berufs- und Lebensplanung“

Bernd Brixius vom Institut Praepaed e.V. erläuterte, wie die methodischen und konzeptionellen Voraussetzungen einer konstruktiven Zusammenarbeit mit Eltern entwickelt werden – ausgehend von der Bedeutung der Familie als Lernort für Schlüsselqualifikationen und der Rolle der Eltern für diese Lernprozesse. Kleine interaktive Übungen boten Einblicke in die Programmstruktur.

Kurzvortrag von Herrn Brixius

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Der Übergang Schule-Beruf als Risikoschwelle sozialer Ausgrenzung

Júlia Wéber von der Technischen Universität Berlin stellte im Rahmen ihres Vortrags vor, welche individuellen, institutionellen sowie gesellschaftlichen Aspekte den Übergang von Schule in Ausbildung oder Beruf beeinflussen. Dabei wurde insbesondere erörtert, warum dieser Übergang ein Risiko der sozialen Ausgrenzung bedeuten kann. Im Anschluss daran erläuterte sie zentrale Befunde aus ihrer laufenden qualitativen Dissertationsstudie zum Thema „Bildungsbezogene Übergangserfahrungen junger Frauen an der Schwelle der Erwerbsgesellschaft“ anhand der Untersuchung verschiedener Fallstudien, bei der junge Empfängerinnen wohlfahrtsstaatlicher Leistungen im Forschungsmittelpunkt standen. Dabei erläuterte sie Ansätze gezielter Unterstützung und individueller Kompetenzförderung für Vermeidung einer sozialen Ausgrenzung mit speziellem Fokus auf die stetige Zunahme der Zahl von Arbeitsplätzen mit zu geringer Einkommenssicherheit.

Kurzvortrag von Frau Wéber

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Stärken kennen – Stärken nutzen: Kompetenzermittlung mit dem ProfilPASS in der schulischen Berufsorientierung

Katrin Hülsmann vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) Bonn gab allen Interessierten einen Einblick in das ProfilPASS-Verfahren und seine Einsatzmöglichkeiten in der schulischen Berufsorientierung und erläuterte die Kompetenzermittlung als wesentlichen Bestandteil von Berufsorientierung. Denn nur wer sich selbst, seine besonderen Fähigkeiten, Kompetenzen und Interessen kennt, kann sich bewusst für einen Beruf entscheiden. Der ProfilPASS für junge Menschen ist ein biografisches Verfahren zur Ermittlung und Dokumentation der eigenen, häufig nicht bewussten Kompetenzen. Auf der Basis eines ressourcenorientierten Ansatzes unterstützen qualifizierte ProfilPASS-Berater/innen Jugendliche ab 13 Jahren dabei, ihre Stärken zu entdecken, zu benennen und sie selbstbewusst vor Dritten zu vertreten. Neben dem ProfilPASS-Ordner können die Jugendlichen auch online mit dem eProfilPASS arbeiten.

Kurzvortrag von Frau Hülsmann

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Zwischenergebnisse aus der Evaluation des Berufsorientierungsprogramms

Stellvertretend für die Autoren (Eckhardt/Ratschinski/Sommer) stellte Dr. Jörn Sommer von der InterVal GmbH in seinem Vortrag die aktuelle Zwischenbilanz der wissenschaftlichen Evaluation des Berufsorientierungsprogramms vor, die in Kooperation mit der Leibniz Universität Hannover (IfbE) und der qualiNetz GmbH bis zu dem Jahr 2017 weitergeführt wird. Die drei Säulen des Erhebungsdesigns basieren sowohl auf qualitativen Methoden (Interviews und Beobachtungen), als auch auf quantitativen Befragungen von Schüler/-innen, Eltern, Trägern und Schulen.

Die bisherigen Eindrücke zur Potenzialanalyse sind überwiegend positiv. So werden die Professionalität der Methoden und der ausführenden Akteure, wie auch die Motivation durch die Aufgabenstruktur hervorgehoben. Vereinzelt wird die Nähe zu schulischen Prüfungssituationen kritisiert. Die Beobachtungen im Rahmen der qualitativen Untersuchungen zeigen Optimierungsbedarf in der Kommunikation zwischen den Schüler/-innen und ausführenden Akteuren. Das betrifft insbesondere die Transparenz von Zielen und Abläufen der Potenzialanalyse und die sich anschließende Reflexion der Ergebnisse. Die Zwischenbilanz zur Umsetzung der Werkstatttage fällt deutlich positiv aus. So werden sowohl das erfahrene Personal, die methodische Umsetzung als auch der überwiegend realitätsnahe Kontext positiv bewertet. Grundsätzlich zeigt sich, dass sich den Schüler/-innen durch die Praxiserfahrung der Werkstatttage der Bezug zur Berufsorientierung unmittelbar erschließt. Die Bedeutung der Potenzialanalyse, die auf die Bewusstmachung individueller Kompetenzen angelegt ist, wird den Schüler/-innen häufig nicht deutlich; dies spricht dafür, dass vertiefende Erläuterungen erforderlich sind. Auch bei den Werkstatttagen wurden jedoch Optimierungsmöglichkeiten gesehen. Hierzu zählen eine noch realitätsnähere Gestaltung, eine stärkere Differenzierung der Aufgaben an den jeweiligen Voraussetzungen der Schüler/-innen sowie (zeit-) intensivere individuelle Nachbereitungsgespräche.

Die Zwischenbilanz der Studie zeigt zudem, dass eine intensive Information der Eltern im Voraus die Wahrscheinlichkeit der Kommunikation zwischen Schüler/-innen und Eltern zum Thema berufliche Zukunft erhöht. Überdies zeigte sich, dass diejenigen, die am Berufsorientierungsprogramm teilnahmen, ihre Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten und der Thematik Berufswahl signifikant verstärkten und dass sich ihre Selbstständigkeit bzw. Selbstsicherheit erhöhte. Die daraus resultierende Sicherheit hinsichtlich der beruflichen Zukunft nach dem Berufsorientierungsprogramm weist wesentliche Unterschiede bei weiblichen und männlichen Teilnehmern auf. Wie sicher sich die Befragten in ihrer Berufsentscheidung sind, entwickelte sich bei Schülerinnen deutlich stärker als bei Schülern. Begründungen hierfür gehen bislang nicht aus der Evaluation hervor. Die Möglichkeit einer geschlechtsspezifisch vorgeprägten Rollenverteilung ist ein Aspekt, der bei den weiteren Erhebungen im Auge behalten werden muss, betonte Dr. Sommer.

Vortrag Evaluation von Herrn Dr. Sommer

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Informationen zur neuen Richtlinie

Dr. Hans-Ortwin Nalbach, Referat für Berufsorientierung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, gab anschließend Auskunft zur neuen Förderrichtlinie vom 18. November 2014, die ab dem 1. Januar 2015 in Kraft treten wird. Nachdem sich das Berufsorientierungsprogramm seit 2008 im bisherigen Verlauf etabliert hat, leistet es einen wichtigen Beitrag zur 2010 ins Leben gerufenen Initiative „Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss“. Künftig soll das Berufsorientierungsprogramm noch enger in die Bildungsketten über bilaterale Bund-Land-Vereinbarungen eingebunden werden. Damit sollen Landeskonzepte unterstützt und weiterentwickelt werden, um einen systemischen Prozess des Übergangs von der Schule bis zum Ausbildungsabschluss zu gestalten.

Daher werden Anträge mit kooperierenden „BeErb-Schulen“, die am Bundesprogramm „Berufseinstiegsbegleitung“ teilnehmen, bevorzugt berücksichtigt. Des Weiteren sei es unumgänglich, eine Anpassung an die geänderte Schullandschaft vorzunehmen, die eine Zuordnung der Schüler zu geplanten Abschlüssen nicht mehr erlaube. Grundsätzlich werde die Inklusion im BOP betont. Auch Gymnasien können künftig im BOP berücksichtigt werden, wenn auch mit geringerer Priorität; für diese Schülergruppe könne ein besonderes Engagement der Wirtschaft erwartet werden. Es sei aber eine besondere Aufgabe für die Träger, für diese Gruppe geeignete Curricula zu entwickeln.

Die Qualitätsstandards für die Durchführung der Potenzialanalyse wurden von einer Expertenrunde auf der Grundlage der angestrebten Ziele und den Erfahrungen in der Durchführung geprüft und geschärft. Die Finanzierung wurde an die Feststellungen angepasst.

Im Anschluss an die ausführliche Information über die Richtlinie beendete Guido Kirst, Leiter des Berufsorientierungsprogramms, den ersten fachlichen Teil der Jahrestagung.

Forum 1: „Schnittstelle Schule“ (Moderation: Carolin Kunert, BIBB)

Nach einer kurzen Einführung der Moderatorin Carolin Kunert vom BIBB präsentierten die beiden Referenten, Dr. Jürgen Lewerenz und Gudrun Bublitz von der Schweriner Bildungswerkstatt e.V., ihre Erfahrungen mit dem teilnehmerzentrierten BOP-Nutzwerk der Astrid-Lindgren Schule in Schwerin als Beispiel einer Bildungskette. Dr. Lewerenz hob hervor, dass dieses „Nutzwerk“ ein möglichst eng verbundenes Netz regionaler Zusammenarbeit schaffen solle, das den besten Nutzen für den Schüler/die Schülerin als zentrales Ziel der Arbeit in den Mittelpunkt stelle. Da die Astrid-Lindgren-Schule mit einem hohen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund in einem sozialen Brennpunkt liegt, sei die feste Verankerung des BOP im Schulkonzept von großer Bedeutung, in dem Potenzialanalyse, Werkstatttage und Praxislerntag in Klasse 9 eine Einheit bilden, erklärte Frau Bublitz. Die Schweriner Bildungswerkstatt wird hierfür durch den Jugendmigrationsdienst, ehrenamtliche Senioren u.a. in der Betreuung unterstützt.

Rund ein Drittel der befragten Schüler gebe zu Beginn der Maßnahme einen sozialen Beruf als Wunsch an. Dies resultiere, laut Dr. Lewerenz, aus der sozialen Struktur im Stadtteil und an der Schule sowie aus der Landeskampagne von Mecklenburg-Vorpommern, die dem Mangel an Pflegekräften entgegenwirkt. Im Anschluss an die Potenzialanalyse können die Schülerinnen und Schüler deshalb acht Berufsfelder wählen, die sie in den Werkstatttagen praktisch kennenlernen möchten, um eine breitere potenzialbasierte Orientierung zu bekommen. Nach jedem Werkstatttag wird mit den einzelnen Schülern ein Feedbackgespräch für eine zeitnahe Reflexion geführt und zum Ende der Werkstatttage gibt es ein Perspektivgespräch mit den weiteren Akteuren. Zudem findet zur Vorbereitung der neuen Schüler/-innen auf die Werkstatttage ein Erfahrungsaustausch mit den Vorgängerklassen statt, was häufig auf große Begeisterung stoße. Ein besonderes Highlight für die Schüler sei jedes Jahr die Präsentation der hergestellten Produkte und die Übergabe der Zertifikate. In der anschließenden Diskussionsrunde wurden die Erfahrungen an der Astrid-Lindgren Schule von den Teilnehmern des Forums nachgefragt und genauer erläutert.

Anschließend präsentierte Janina Golchert von JobA - Junge Menschen in offener beruflicher Bildung und Ausbildung GmbH in ihrem Vortrag zum Thema „Gemeinsam schulische Berufsorientierung gestalten – Das BOP im Kreis Bad Segeberg“ die Arbeit des Projekts. Seit 2006 arbeitet JobA bereits als Jugendaufbauwerk gemeinsam mit anderen Trägern im Bereich der Berufsorientierung. Ziel war es, „ für die Schulen im Kreis Segeberg ein einheitliches Rahmencurriculum für die berufliche Orientierung zu schaffen“, erklärte Janina Golchert. Die Umsetzung des Projekts „Neuorientierung der beruflichen Orientierung an Segeberger Schulen“ war durch die Förderung der Robert-Bosch Stiftung möglich. Der Förderzeitraum erstreckte sich von Januar 2012 bis Juli 2014, was sowohl interne Fortbildungen, als auch schulübergreifende Weiterbildungen ermöglichte. Zu Beginn teilten sich die zwölf teilnehmenden Schulen in drei Netzwerke auf und wählten unterschiedliche Themenschwerpunkte. Die nötige Unterstützung von Schulleitung und Schulamt lasse sich an der Weiterarbeit am Projekt auch nach Ablauf der finanziellen Förderung durch zwei der Netzwerke erkennen. Regelmäßige Treffen, mit dem Ziel, alle geeigneten Schulen zu erreichen, wurden auch für die Weiterentwicklung des BOPs genutzt. Neben einem „Rahmenschulcurriculum“, wurde ein Konzept zur Elternmitwirkung während der beruflichen Orientierung (von Klassenstufe 5 bis 10) erarbeitet. Außerdem konnten durch eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft neue Praktikumsplätze gefunden werden.

Im Anschluss an die Präsentation folgte eine Diskussionsrunde, an der zudem weitere Akteure des Netzwerks teilnahmen. Neben Frau Golchert nahmen hier noch Silke Wagner, Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule, Frau Christina Schmidt-Werthern, Kreisfachbeauftragte Berufsorientierung im Kreis Segeberg und Herr Peter Koch, Kreisfachbeauftragter Berufsorientierung im Kreis Segeberg teil. Dabei wurde auf die Wichtigkeit einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Eltern, einer Begegnung auf Augenhöhe sowie eines gleich verteilten Wissenstands über Ablauf und Ziele des BOP hingewiesen. An manchen Schulen sei es üblich, bereits bei der Schulanmeldung die Berufe der Eltern anzufragen, um herauszufinden, ob sie Praktikumsplätze anbieten oder ihren Beruf in der Schule vorstellen könnten. Abschließend wurden die Einrichtung eines Feedbackkanals zur Erleichterung des Dialogs von Schulen und Berufsbildungsstätten mit dem BIBB sowie eine finanzielle Unterstützung von Netzwerkaktivitäten als Optimierungsvorschläge genannt.

Einleitung Forum 1 – Kunert

Vortrag Forum 1 – Dr. Lewerenz, Bublitz

Vortrag Forum 1 – Golchert

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Forum 2: „Weiterentwicklung der Werkstatttage“ (Moderation: Christiane Köhlmann-Eckel, BIBB)

Zur Erörterung der Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Werkstatttage wurden das Angebot und der Ansatz des Jessenitzer Aus- und Weiterbildungsvereins und der Kreisvolkshochschule Norden beispielhaft einem interessierten Teilnehmerkreis vorgestellt.

Christoph Klemke stellte zu Beginn seines Vortrags den Jessenitzer Aus- und Weiterbildung e.V. kurz vor und machte deutlich, dass der Verein unter besonderen Voraussetzungen arbeiten könne, da er vor Ort über ein Jugendhotel verfüge und somit eine Übernachtung vor Ort während der Berufsorientierung bieten könne. Dadurch seien auch die großen Teilnehmerzahlen von 20 kooperierenden Schulen mit etwa 700 Schülerinnen und Schülern zu stemmen. In den Werkstatttagen könnten die Teilnehmer in unterschiedliche Berufssparten reinschnuppern und sich ausprobieren. Wer sein Talent entdecke, der könne nach den praktischen Erfahrungen leichter einen Beruf finden, fasste Klemke zusammen. Um die Werkstatttage weiterzuentwickeln, sehe man BOP als Bindeglied zwischen den Schülerinnen und Schülern und der regionalen Wirtschaft: Durch Kenntnis von Zielen, Bedarfen und Motivationen aller Akteure, einer fundierte Analyse sowie der passgenauen Zusammenführung könne eine WIN-WIN-Situation geschaffen werden. Auf der einen Seite unterstütze BOP die Schüler darin, ihre individuellen Stärken und beruflichen Interessen zu entdecken und sie auf spätere betriebliche Praktika und Ausbildung vorzubereiten. Auf der anderen Seite kann das Programm in enger Zusammenarbeit mit den regionalen Betrieben Fachkräftemangel abfedern und die Zahl der Ausbildungsabbrüche vermeiden.

In der zweiten Workshoprunde präsentierten Brigitte Erdwiens, Ulrike Gottwald und Nils Stegmann die Arbeitsfelder der Kreisvolkshochschule Norden. Insgesamt arbeite man in der Berufsorientierung mit insgesamt 11 Schulen und etwa 750 Schülerinnen und Schulen zusammen. Bei der Weiterentwicklung der Werkstatttage erläuterten die drei Referenten ihren Ansatz in Norden, der unter anderem den veränderten Anforderungsprofilen in den Schulen und auf dem Arbeitsmarkt geschuldet sei. Neben den klassischen Berufsfeldern im Bereich Arbeit und Technik sowie Gesundheit und Soziales, in denen die BOP-Teilnehmer auch weiterhin Ausbildungsberufe wie Mauerer, Tischler oder Friseur kennenlernen können, habe man nach regionaler Bedarfsanalyse und durch Rückmeldung von Schülern und Schulen das Angebot erweitert. „Diese Erweiterung bezieht sich zum einen auf ein ausgedehnteres Spektrum in der Breite, zum anderen in der Höhe, in dem wir weitere Berufsfelder mit höherem Anforderungsprofil wie zum Beispiel Kranken- und Altenpflege oder Mediendesign in die Werkstatttage mitaufgenommen haben“, erklärt Gottwald. „Wie in den klassischen Berufsfeldern können die Teilnehmer hier praktische Erfahrungen sammeln und bei Interesse entscheiden, ob sie nach ihrem aktuellen Schulabschluss einen höheren anstreben, um diesen Beruf ausüben zu können.“ Diese neuen Berufsfelder seien im Hinblick auf die regionalen Bedarfe in der Wirtschaft und auf die Sektoren abgestimmt, schließt Stegmann die Ausführungen.

Allgemein ließen sich in den anschließenden Diskussionen, die auf die Impulse folgten, zwei unterschiedliche Meinungen im Publikum feststellen, da heiß über den Stellenwert von Berufsorientierung debattiert wurde. Bei der Einbindung der Wirtschaft müsse vor allem beachtet werden, dass das BOP nicht zur „reinen Jobbörse mutiere“. Die Schülerinnen und Schüler müssten im Mittelpunkt der institutionellen Arbeit stehen und sie müssten frei und ohne jegliche Art von Beeinflussung ihre Berufsfeldentscheidung treffen können. Dagegen stand die Meinung, dass Berufsorientierung immer im Kontext der regionalen Strukturen und Bedarfe gesehen werden sollte und nicht in einem luftleeren Raum stehe. Die Einbeziehung der Unternehmen könne einen absoluten Mehrwert bieten und den direkten Bezug zu den beruflichen Möglichkeiten in der Heimat bieten.

Vortrag Forum 2 – Klemke

Vortrag Forum 2 – KVHS Norden

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Forum 3: „Einbeziehung der Eltern in der Berufsorientierung“ (Moderation: Katrin Böhnke, BIBB)

Im Forum zum Thema „Einbeziehung von Eltern in der Berufsorientierung“ wurden bisherige Defizite und Prämissen einer interkulturell sensiblen Elternkooperation im BOP anhand von Optimierungsvorschlägen aus praktischen Erfahrungen vorgestellt und diskutiert.
Dr. Alexei Medvedev von der KWB - Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V. in Hamburg, plädierte zu Beginn für die Bezeichnung „Elternkooperation“ anstatt des bisher gebräuchlichsten Begriffs „Elternarbeit“, damit sich Eltern und Institutionen auch im Sprachgebrauch als Partner als Augenhöhe begreifen. Somit werde der bewiesene Einfluss der Eltern auf die Berufswahl ihrer Kinder hervorgehoben. Jedoch dürfe man trotz des verstärkten Blicks auf die Einbeziehung der Eltern die Kinder und Jugendliche als eigentliche Zielgruppe der Elternkooperation nicht vergessen. Interkulturelle, aber vor allem sozioökonomische Aspekte, die sich je nach Region stark unterscheiden können, stellen hinsichtlich der Elternkooperation je nach Kontext noch immer eine Herausforderung für Akteure dar. Projekte der Elternkooperationen müssten jedoch nicht zwingend „innovative“ Konzepte umsetzen, sondern könnten auch auf bewährte Vorgehensweisen aufbauen. Dabei sei es entscheidend, das Label „Best Practice“ kritischer als bisher unter die Lupe zu nehmen und beim „Ideentransfer“ lokale personelle, strukturelle und sonstige Merkmale zu berücksichtigen. Wichtig sei allerdings, dass eine frühzeitige und kontinuierliche Kooperation mit den Eltern stattfinde. Ein weiterer, immer noch vernachlässigter Aspekt sei die Einbeziehung außerschulischer Einrichtungen, da diese eine zusätzliche Möglichkeit darstellten, Eltern an ihren Orten zu erreichen. Im Hinblick auf die Elternschaft können laut Medvedev die Sinus-Studien zu Milieus ein geeignetes Instrument sein, die Vielfalt der Elternschaft zu erfassen, ohne dabei in die zwei Extreme zu verfallen.

Um eine strukturelle und dauerhafte Verankerung zu fördern, sollten Maßnahmen nicht an Personen, sondern an Funktionen gebunden sein, da somit eine Vernetzung in die Struktur einer Einrichtung gewährleistet werden könne. Wichtig seien auch die frühzeitige Einbindung von Entscheidungsträgern, eine gute Projektplanung mit Konzept, Zielen und Evaluation sowie einer zielgruppenangepassten Umsetzung, wie beispielsweise durch eine verständliche Inhaltsvermittlung und Mehrsprachigkeit.

Die sich anschließende Diskussion erstreckte sich über die Frage der Erfahrungen mit Interkulturalität, da Herausforderungen und Lösungen immer im jeweiligen Kontext von Schule und Region gesehen werden müssten. Betont wurde zudem, dass weniger der kulturelle Hintergrund der Eltern, sondern vielmehr die verschiedenen Milieus entscheidend seien.

Der zweite Vortrag „Elternarbeit – ein Drahtseilakt?“ von Ralf Zschau des Landratsamtes Görlitz, behandelte die Elternarbeit in der Berufsorientierung der Koordinierungsstelle für Berufs- und Studienorientierung des Landkreises Görlitz. Hier lag der Fokus weniger auf dem Problem der interkulturellen Herausforderungen, sondern vielmehr auf dem Ausbau der regionalen Netzwerkarbeit, die aus dem Projekt einen Erfolg gemacht hat, erläuterte Katrin Böhnke in ihrer Einführung.

Zunächst ging Ralf Zschau auf die besondere Lage von Görlitz ein, welches an Polen und Tschechien grenzt und als strukturschwache Region über einen eher schwierigen Arbeitsmarkt verfügt. Auch er sehe beim Thema Berufsorientierung die Eltern, aber auch die Großeltern, in einer wichtigen Rolle. Die Koordinierungsstelle, die direkt an Schulamt und Landratsamt angegliedert ist, vermittle vor allem Informationen über kleine und mittelständische Unternehmen, da diese in der Region hauptsächlich angesiedelt sind. Ein Instrument hierfür sei der praxisorientierte Ausbildungsatlas, der den Abgangs-, Vorabgangsklassen und den Bildungsträgern zur Verfügung gestellt werde. In einer Online-Version gebe es die Möglichkeit für die Eltern, die Unternehmen direkt zu kontaktieren, um Fragen und Unklarheiten zu klären. Der Ausbildungsatlas beinhalte zudem persönliche Erfahrungen „von Eltern für Eltern“ sowie Hinweise zu Veranstaltungen, bei denen sich Jugendliche und Eltern sowohl informieren und austauschen, als auch praktische Angebote in Anspruch nehmen könnten. Ansprechpartner der regionalen Unternehmen stünden auch hier für Nachfragen zur Verfügung, um Potenziale und Möglichkeiten der Berufsausbildung in der Region aufzuzeigen.

In der abschließenden Diskussion wurde die besondere Lage der Stadt Görlitz betrachtet, da der Fachkräftebedarf durch die Fokussierung auf die regionalen Ausbildungsangebote eher gedeckt werden könne. So werde durch die Koordinierungsstelle gleichermaßen eine Fachkräftesicherung sowie eine Einbindung aller Akteure in den Berufsorientierungsprozess gewährleistet.

Vortrag Forum 3 – Dr. Medvedev

Zusatzdokument Dr. Medvedev

Vortrag Forum 3 – Zschau

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Forum 4: „Inklusion in der Berufsorientierung“ (Moderation: Frank Neises, BIBB)

Das Forum zum Thema „Inklusion in der Berufsorientierung“ widmete sich der bereits seit längerem andauernden Inklusionsdebatte, die je nach Perspektive und Kontext sehr unterschiedliche Bewertungen und Vorstellungen im Bildungsbereich erzeugt. Die unterschiedliche Auslegung des Inklusionsbegriffs reicht von einem engeren Zuschnitt auf Menschen mit Behinderungen bis hin zu einem weiteren Verständnis, das alle Menschen, denen Zugänge und Teilhabe an Bildungsangeboten verwehrt bleiben, umfasst. Das Thema Inklusion wurde sowohl auf der praktischen Ebene betrachtet als auch in seinem theoretischen Konstrukt diskutiert.

Josef Solscheid von der Kreishandwerkschaft Bremerhaven-Wesermünde und Reinhard Rehwinkel vom Schulamt Bremerhaven präsentierten in ihrem Vortrag zum Thema „Berufsorientierung und Inklusion?“ ihre Erfahrungen aus der beruflichen Praxis. Anhand von Beispielen aus der Stadt Bremerhaven und dem Altkreis Wesermünde stellten sie die gesellschaftliche Bedeutung von Inklusion heraus und erläuterten, wie eine praktische Umsetzung im Rahmen der Berufsorientierung im Alltag aussehen könne. Inklusion bedeute die Chance jedes Menschen, gemäß seiner eigenen Möglichkeiten, den gesicherten sozialen Ort innerhalb der Gesellschaft zu erreichen, der ihm ein anerkanntes und möglichst selbstbestimmtes Leben ermögliche. Laut den Referenten würden Qualifikationen und Fähigkeiten von Menschen mit Beeinträchtigungen oft nicht festgestellt, da diese im Ausbildungskontext meist nicht anerkannt würden.

Berufsorientierung müsse frühzeitig in der allgemein bildenden Schule beginnen. In Bremerhaven und dem Altkreis Wesermünde habe man es sich zum Ziel gesetzt, einen biografischen Ansatz zu nutzen und genau zu klären, welche Inhalte der Berufsorientierung dienen und wie diese in den einzelnen Jahrgangsstufen umgesetzt werden müssen. Solscheid und Rehwinkel stellten ihr Konzept zur Potenzialanalyse anhand der Verfahren „hamet 2“ und „hamet e“, die „handwerklich-technisch-motorischen Eignungstests“ vor, welche zur Erfassung und Förderung beruflicher sowie elementarer Kompetenzen dienen. Sie stellten die Bedeutung von Methoden zur individuellen Förderung und der Arbeit in heterogenen Kleingruppen heraus. Inklusion stelle keine Entdifferenzierung dar, sondern bedeute ganz im Gegenteil, sich neuer didaktisch-methodischer Fragestellungen anzunehmen. Dies bedeute auch die Weiterentwicklung von Instrumenten und die Verbesserung von Strukturen und Rahmenbedingungen. Wichtig sei vor allem immer zu beachten, dass Menschen mit Beeinträchtigungen eine sehr heterogene Gruppe darstellten. Jedoch würden meist nur besonders schwere Fälle von Seiten der Kommune finanziell gefördert. Solscheid und Rehwinkel betonten abschließend, dass für eine Verbesserung von Teilhabe und eine intensivere finanzielle Förderung für eine stetige Weiterentwicklung der Maßnahmen und Strategien gewährleistet werden müsse, was auch in der anschließenden Diskussion zur Sprache kam und von Praktikerseite gestützt wurde. Hier seien ggf. weitere Finanzierungsquellen, etwa die Integrationsfachdienste, zu erschließen. Auch andere Träger berichteten von ihrer Arbeit mit Jugendlichen mit Beeinträchtigungen und ihren Ansätzen, diese in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.

Im zweiten Vortrag „Lehrerinnen und Lehrer für Inklusion professionalisieren“ stand eine Sensibilisierung und Qualifizierung von angehenden Pädagogen für das Thema Inklusion im Mittelpunkt.

Dr. Irene Demmer-Dieckmann von der Technischen Universität Berlin begann ihre Präsentation einleitend mit einem kurzen Abriss zum §24 der UN-Behindertenrechtskonvention, der untersagt, dass Kinder mit Behinderung aufgrund von Behinderung vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom Besuch weiterführenden Schulen ausgeschlossen werden. Obwohl 82 % aller UN-Staaten die UN-Konvention und damit das Recht auf inklusive Bildung übernommen haben, müssten die Rechte von behinderten Menschen auf Bildung weltweit noch gestärkt werden. Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeige, dass in Europa Inklusion die Regel und Sonderbeschulung die Ausnahme sei. Deutschland belege mit einer Integrationsquote von 28 % im Vergleich zu 28 anderen europäischen Staaten den vorletzten Rang. Erhebliche Unterschiede bestünden auch zwischen den einzelnen Bundesländern mit Spannweiten in den Integrationsquoten von 15 % in Niedersachsen bis 63 % in Bremen. Die geringen Anteile integrativer Beschulung beruhten u.a. auf unterschiedlichen Faktoren: bildungspolitische Entscheidungen, schulgesetzliche Regelungen, mangelnde Ausstattung und Beratung.

Inklusive Bildung erfordere eine inklusive Lehrerbildung, alle Lehramtsstudiengänge müssen daher an die Anforderungen inklusiver Bildung angepasst werden, so Demmer-Dieckmann. Ein entsprechender Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 20.10.2011 laute: „Die Länder gewährleisten, dass sich Lehrkräfte aller Schulformen in Aus-, Fort- und Weiterbildungen auf einen inklusiven Unterricht vorbereiten.“

Es zeige sich, dass inklusive Pädagogik in allen drei Phasen der Lehrerbildung strukturell und inhaltlich zu gering verankert und insgesamt zu wenig verzahnt sei. Ergänzend berichtete Dr. Demmer-Dieckmann von ihren langjährigen Erfahrungen und einer Wirksamkeitsstudie mit verpflichtenden Seminaren zur Integrationspädagogik an der TU. Vor allem eine Sensibilisierung der Studierenden für Integration und Inklusion, verpflichtende Anteile im Vorbereitungsdienst und gezielte Weiterbildung hätten positive Wirkungen. Eine entsprechende Qualifizierung der Hochschuldozenten und Aufstockung der personellen Ressourcen müsse dringend erfolgen. Dr. Demmer-Dieckmann forderte die Einrichtung von Professuren für Inklusion an allen lehrerausbildenden Hochschulen.

In der anschließenden Diskussion wurde die besondere Bedeutung von Aus-, Fort- und Weiterbildungen bestätigt sowie die besondere Herausforderung betont, die Inklusion an Beruflichen Schulen stelle, da Konzepte bisher weitgehend noch fehlten und es selten Sonderpädagogen zur Unterstützung gäbe. Eine Optimierung müsse durch deutlich engere Zusammenarbeit der unterschiedlichen Systeme erfolgen, um die Berufsorientierung mit nötigen Sondermaßnahmen umzusetzen, betonte Frank Neises abschließend.

Vortrag Forum 4 – Solscheid, Rehwinkel

Vortrag Forum 4 – Dr. Demmer-Dieckmann

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Forum 5: „Schulische Rahmenbedingungen von Berufsorientierung“ (Moderation: Guido Kirst, BIBB)

Guido Kirst vom BIBB eröffnete das Forum mit der Herausstellung der Bedeutung der Einbindung des Berufsorientierungsprogramms in das schulische Konzept sowie die Mitarbeit der Eltern und weiterer Akteure. Eine Kontextualisierung in die umfangreichen Rahmenbedingungen, die die Zusammenarbeit aller Akteure tangiere, sei von wichtiger Bedeutung. Das Forum widmete sich verschiedenen Aspekten, die im schulischen Kontext in der Umsetzung miteinbezogen werden müssen, um an spezifische Rahmenbedingungen angepasst zu sein.

Dr. Elisabeth Aram der INBAS GmbH eröffnete das Forum mit der Ergebnislese der „Studie zu guter Berufsorientierung an Ganz- und Halbtagsschulen“. Die qualitative Studie basiert auf der Durchführung leitfadenorientierter Interviews, die mit Schülern, Lehrern und weiteren Akteuren von jeweils einer Halb- und einer (gebundenen) Ganztagsschule in vier Bundesländern geführt wurden. Ausgehend von den Aussagen der Mitarbeiter/innen der Schulen wurden dabei die Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Berufsorientierung betrachtet. So lässt sich erkennen, dass das Umfeld der Ganztagsschule mehr Ressourcen für das Gelingen einer erfolgreichen Umsetzung bietet, da Lehrkräfte zeitlich flexibler einsetzbar sind und die Möglichkeit haben, die Berufsorientierung ganzheitlich in den Unterricht zu verankern. Durchführende Akteure der Halbtagsschulen müssten hierfür freiwilligen, zeitlichen Mehraufwand leisten, um die Berufsorientierung gemeinsam mit schulexternen Einrichtungen erfolgreich zu gestalten. Allerdings würden die Möglichkeiten der gebundenen Ganztagsschule – noch – nicht erschöpfend genutzt. Um die Ergebnisse stärker zu fundieren, sei jedoch noch eine quantitative Studie sinnvoll, betonte Dr. Aram.

Im zweiten Teil des Forums erläuterte Herbert Petri vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, wie im Laufe der nächsten Jahre die Potenzialanalyse als Regelinstrument in rheinland-pfälzischen Schulen eingeführt werden soll. .

Zunächst stellte er die Grundzüge der Schulstrukturreform in Rheinland-Pfalz vor.

Im Laufe der letzten fünf Jahre wurden dabei verschiedene weiterführende Schultypen im Land zusammengeführt. Dabei entstand eine neue Schulform, die Realschule Plus, durch die insbesondere eine höhere Durchlässigkeit verschiedener Bildungsgänge erreicht werden soll. Der Wechsel von Bildungsgängen, die in erster Linie zu einer Berufsreife führen und solchen, die zu mittlerem Schulabschluss oder zur Hochschulreife führen, soll durch die Realschule Plus erleichtert werden.

Kern des Konzepts ist ein gestufter Aufbau, der die Schülerinnen und Schüler schrittweise zu dem jeweils passenden Schulabschluss führen soll. Basis ist ein weit gefächertes Angebot an Wahlpflichtfächern in den Klassenstufen 5-6, die durchgängig auch bereits berufswahlbezogene Elemente enthalten sollen. Die hier entwickelten Interessen und Fähigkeiten sollen in die weiteren Förder- und Entwicklungsmaßnahmen, die in den späteren Klassen folgen, mit einfließen.

Auch die Potenzialanalyse, die derzeit nur in einzelnen Schulen im Rahmen des Berufsorientierungsprogramms durchgeführt wird, soll breit als Analyseinstrument genutzt werden, um die Interessen und Stärken der Schülerinnen und Schüler zu identifizieren und später entsprechend fördern zu können. Durch die Einführung der Potenzialanalyse als schulisches Regelinstrument, zunächst an Schulen mit dem Bildungsgang Berufsreife, soll mittelfristig allen Schule ein solches Analyseinstrument zur Verfügung stehen.

Die Potenzialanalyse wird dabei als Teil eines ganzen Maßnahmenpaketes verstanden. Neben Analyse- und Fördermöglichkeiten spielen insbesondere Praxislernerfahrungen, wie der Praxistag oder verschiedene andere Praktikumsmöglichkeiten eine wichtige Rolle im schulischen Berufsorientierungskonzept des Landes. Der Schwerpunkt der nächsten Jahre wird darauf liegen, die Schulen in regionale und überregionale Netzwerke einzubinden, mit dem Unterstützung, Qualitäts- und Fachkräftesicherung gefördert werden können.

Bereits während des Vortrags gaben Teilnehmerinnen und Teilnehmer themenbezogene Impulse zum Konzept, die vor allem die Umsetzung der Potenzialanalyse in den Schulen und die zeitlichen Ressourcen der eingesetzten Berufswahlkoordinatoren betrafen.

Auch die Anregung, die Qualifizierung von Lehrkräften für die Durchführung von Potenzialanalysen bereits frühzeitig in die universitäre Ausbildung zu verlegen, wurde von den Teilnehmern angebracht.

Vortrag Forum 5 – Dr. Aram

Vortrag Forum 5 – Petri

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Diskussion: „Milieu und Berufsorientierung“ (Moderation: Prof. Dr. Michael Heister, BIBB)

Im Anschluss an die Foren bildete eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Milieu und Berufsorientierung“ den Abschluss der 4. Jahrestagung des Berufsorientierungsprogramms. Moderator Prof. Dr. Michael Heister vom BIBB, begrüßte dazu Prof. Dr. Heiner Barz von der Universität Düsseldorf, Dr. Gabriele Schambach von der SINUS:akademie und Nikolaus Bley vom DGB Bildungswerk Nordrhein-Westfalen e.V..

Leitfaden der Diskussion bildete die Frage nach der Einbettung des sozialen Milieus in die Berufsorientierung mit speziellem Blick auf die Mitarbeit der Eltern.

Die Diskutanten stellten auch aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen fest, dass der Prozess der Berufsorientierung sehr umfangreich ist und einer „Metamorphose“ gleicht. Er stelle jedoch vor allem Jugendlichen mit Migrationshintergrund Hürden in den Weg, da aufgrund der unterschiedlichen Wertorientierungen und sozialen Milieus oft ein enormes Konfliktpotenzial entstehe. Diese Verortung in soziale Milieus fördere zudem eine Stereotypisierung, die es den Jugendlichen erschwere, aus ihrem sozialen Umfeld auszubrechen.

Hier setze das Konzept des Betriebspraktikums und der Werkstatttage an. Vor allem Schüler mit Migrationshintergrund, die einer möglichen schulischen Leistungsschwäche unterliegen, hätten so die Möglichkeit, praktische Kompetenzen und Fähigkeiten zu entdecken und Chancen zu nutzen. Eine praxisorientierte Berufsorientierung sei somit von Bedeutung und stelle ein alternativloses Element des Prozesses dar, erläuterte Prof. Dr. Barz. Mit einer weitgefächerten Orientierung im praktischen Bereich könnten sich so „neue Erfahrungsräume für Jugendliche öffnen“, stellte Nikolaus Bley fest. Diese böten den Jugendlichen die Chance, aus ihren determinierenden Milieus auszubrechen. Hierfür sei es allerdings unumgänglich das Wissen über Chancen und Möglichkeiten der dualen Ausbildung zu intensivieren.

Ein gezieltes Entgegenwirken geschlechtsspezifisch vorgeprägter Rollenmodelle in der Berufsorientierung solle weiterhin fokussiert werden, erklärte Dr. Schambach. So sei es neben der Förderung des weiblichen Anteils in MINT-Bereichen auch sinnvoll, männliche Jugendliche für den sozialen Ausbildungs- und Berufsbereich zu begeistern. Die Diskutanten hoben hervor, dass eine Fokussierung auf eine zielgruppenorientierte Weiterentwicklung der Berufsorientierung stattfinden müsse.