
Vor Ihnen sitzt schweigend ein Schüler mit verschränkten Armen, den Blick nach unten gesenkt. Fragen beantwortet er nur mit einem knappen „weiß nicht genau“. Folgende Hinweise zum Umgang mit Schweigen können Ihnen Handlungsmöglichkeiten eröffnen.
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Viele von Ihnen kennen diese Situation: Sie sitzen einem Schüler oder einer Schülerin gegenüber, um über die vorangegangene Übung zu sprechen. Sie haben sich vorbereitet, die Dokumente zusammengesucht und sich Gedanken gemacht. Doch es gelingt Ihnen nicht, mit dem jungen Menschen ein richtiges Gespräch zu führen.
Für das Schweigen kann es unterschiedliche Ursachen geben: Die Person ist um eine Antwort verlegen, weiß nicht mehr weiter, ist generell unsicher oder verweigert sich grundsätzlich. Ein erster Schritt könnte sein, sich in die Situation des Schülers oder der Schülerin hineinzuversetzen und Verständnis aufzubringen. Folgende Interpretationsmöglichkeiten helfen dabei einzuschätzen, warum ihr Gegenüber schweigt:
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Viele Jugendliche empfinden es als unangenehm, mit einer fremden Person über persönliche Fragen zu sprechen. Sie wissen nicht genau, was sie erwartet, und fühlen sich unsicher. Eine offene und freundliche Atmosphäre kann dabei helfen, das Eis zu brechen. Machen Sie gleich zu Beginn deutlich, dass es im Gespräch in erster Linie um die Erfahrungen, Eindrücke und Erkenntnisse der Schülerin oder des Schülers aus der Potenzialanalyse und den Werkstatttagen geht. Überlegen Sie sich bereits vorher, welche Bemerkungen oder Fragen als „Ice Breaker“ dienen können.
Ideen für einen gelungenen Gesprächseinstieg:
Sie können auch einen berufsbezogenen Einstieg wählen, zum Beispiel mit Hilfe von typischen Arbeitsmaterialien:
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Es kann auch vorkommen, dass ein Schüler oder eine Schülerin mit Ihnen gar nicht sprechen möchte. Widerstand kann sich in unterschiedlichen Formen äußern: als Trotz oder indem er oder sie sich unrealistischen Optionen (z. B. Hauptschüler mit Berufswunsch Astronaut) zuwendet, durch das „Unterlaufen“ des Gesprächs als passiver Widerstand oder als offener Widerstand bzw. offene Aggression.
Eine Möglichkeit, konstruktiv mit Widerstand umzugehen, besteht darin, das Verhalten positiv zu betrachten. Deuten Sie die Verweigerungshaltung zum Beispiel als das Bestmögliche, was die Schülerin oder der Schüler in der Situation einbringen kann. Möglicherweise hat sie oder er für den Widerstand gute Gründe. Vielleicht fühlt sich die Person krank oder empfindet das Gespräch als unangenehme Pflicht.
Das Risiko einer solchen Deutung besteht darin, dass man übersieht, dass die Gesprächssituation selbst auch Ursache für Widerstände sein kann. Möglicherweise liegt es am Gesprächsrahmen, an Ihnen oder an anderen Personen, die am Gespräch beteiligt sind. Widerstand sollten Sie also immer zum Anlass nehmen, das eigene Verhalten zu hinterfragen und gegebenenfalls die Gesprächsrichtung zu ändern. Hier ein paar Tipps, wie Sie mit ablehnenden Jugendlichen umgehen können:
Quelle: Widulle 2012; vgl. Gesprächsführung in der Sozialen Arbeit. Grundlagen und Gestaltungshilfen